Emil Nolde: Mythos und Wirkklichkeit. Die Ungemalten Bilder
30. April - 4. September 2023
Emil Noldes (1867 – 1956) kleinformatige, farbstarke Aquarelle, seine sogenannten Ungemalten Bilder , sind ein zentraler Bestandteil des Mythos vom verfolgten Künstler. Der Expressionist ist einer der bekanntesten „entarteten Künstler“. Von keinem anderen Maler wurden während des Nationalsozialismus so viele Arbeiten beschlagnahmt wie von ihm. Gleichzeitig war Nolde seit 1934 Mitglied der nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig (NSAN) und verlor bis zum Kriegsende seinen Glauben an das NSRegime nicht. Noldes politische Überzeugung war so stark, dass trotz des Berufsverbots durch die Reichskulturkammer seine politische Überzeugung nicht erschüttert wurde.
Mit der Ausstellung Emil Nolde: Mythos und Wirklichkeit. Die Ungemalten Bilder soll an die im vergangenen Jahrzehnt begonnene Aufklärungsarbeit angeschlossen werden, indem erstmals in einer monografischen
Ausstellung der Ungemalten Bilder die Entstehungsgeschichte der Werkserie auf Basis neuester kunsthistorischer Forschung in enger Verbindung mit der Biografie des Künstlers in einer Präsentation und Publikation vermittelt wird. Die Aquarelle der Ungemalten Bilder , mehr als 1 300 Papierarbeiten, sind eng verstrickt mit der Annahme, sie seien während Noldes Berufsverbots zwischen 1941 und 1945 entstanden, als er vermeintlich nur im Verborgenen malen konnte. Nolde selbst konstituierte diese Interpretation, welche von Kunsthistorikerinnen, Kunsthistorikern, Autorinnen und Autoren in der Nachkriegszeit ausgearbeitet und verstetigt wurde. In Wirklichkeit waren einige der kleinen Aquarelle bereits ab 1930, noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, entstanden und auch zwischen 1941 und 1945 arbeitete Nolde kontinuierlich künstlerisch weiter – ein „Malverbot“ existierte nicht! Das Leben und Werk Emil Noldes, eines Künstlers, der nach 1945 als Mitläufer mit innerem Widerstand und Opfer der nationalsozialistischen Kulturpolitik verklärt worden ist, erfährt seit 2013 eine stetig transparent betriebene kritische Aufarbeitung. Eine undifferenzierte Betrachtung von Werk und Biografie, vor allem hinsichtlich der Entwicklung ab 1930, ist heute schlichtweg unmöglich. Dass diese Ausstellung zudem im Museum Lyonel Feininger in einem Haus stattfindet, das einem Künstler gewidmet ist, der gemeinsam mit seiner Frau von der nationalsozialistischen Ideologie ausgegrenzt wurde und seine Wahlheimat nach Jahrzehnten des Lebens und Wirkens in Deutschland verlassen musste und dessen Sammlung letztlich Resultat des menschen- und kunstfeindlichen NS-Systems ist, das Menschen wie Emil Nolde guthießen und unterstützten, verleiht dem Projekt eine besondere Bedeutung.
Emil Nolde: Mythos und Wirklichkeit. Die Ungemalten Bilder ist die große Sonderausstellung im Jahr 2023 im Museum Lyonel Feininger und zeigt neben 55 Leihgaben aus der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde auch zwei Vorzugsausgaben der autobiografischen Memoiren des Künstlers, welche erstmals in Mitteldeutschland präsentiert werden, sowie ein Gemälde aus der Sammlung Kracht, die sich seit 2004 als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) befindet.
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Galerie
Workshop für Schulen
Workshops für Schulklassen (9. – 12. Kl.) im Rahmen der Ausstellung „Emil Nolde: Mythos und Wirklichkeit. Die Ungemalten Bilder“.
Das ausstellungsbegleitende Programm für Schulklassen bietet eine kritische Auseinandersetzung mit Emil Nolde. Nolde gilt als einer der bekanntesten sogenannten „entarteten Künstler“, war jedoch ein bekennender Anhänger des Nationalsozialismus, Rassist und Antisemit. Die Workshops bearbeiten daher folgende Frage:
Kann man Kunstwerk und Künstler voneinander trennen?
Die Workshops sind kostenlos und werden vom Museum Lyonel Feininger in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle LK Harz „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angeboten.
Informationsveranstaltung für Lehrkräfte: 5. Mai 2023 | 14 Uhr
Workshoptermine für Schulklassen
24. Mai | 25. Mai | 31. Mai | 1. Juni | 7. Juni | 8. Juni | 14. Juni | 15. Juni 2023
jeweils 9 – 12 Uhr
Anmeldung bei
Rebekka Prell
Referentin | Kunstvermittlung
T: +49 3946 6895938-50
rebekka.prell@kulturstiftung-st.de
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